Donnerstag, März 02, 2006

Verlängerung der Lebensarbeitszeit

Am 1.3.06 im Tages-Anzeiger

Die "magische Grenze 65" müsse fallen, fordert eine Studie von Avenir Suisse, die in Zusammenarbeit mit dem Altersforscher François Höpflinger der Universität Zürich entstanden ist. Gleichzeitig gelte es, die Leistungsfähigkeit und Arbeitsmotivation älterer Arbeitskräfte zu stärken und zu erhalten.

Eine gleichentags präsentierte Studie der Zürcher Kantonalbank (ZKB) kommt zum Schluss, dass der flexible Arbeitsmarkt in der Schweiz auch die demografische Herausforderung meistern kann. Verfasser der Studie sind die Ökonomen George Sheldon (Universität Basel) und Regina T. Riphahn (Universität Erlangen).


Ihre Auswertung der statistischen Daten von Volkszählung und Arbeitskräfteerhebung ergibt keine systematische Benachteiligung von Älteren. Arbeitslosigkeit im Alter erklärt die Studie mit Bildungs- und Ausbildungsdefiziten der früheren Generationen.

Sehr geehrter Herr Sheldon
Mit Interesse habe ich als direkt betroffender die Medienberichte in den Tageszeitungen gelesen. Ich bin damit überhaupt nicht einverstanden, weil die tägliche Praxis etwas anderes beweist.

Ich bin jetzt 53 Jahre alt. Seit mehr als 2 Jahren bin ich auf Stellensuche. Das "Soziale Kapital" hat mich damals entlassen. Nach beinahe 400 Bewerbungen habe ich resigniert.

Ich habe 1979 die HWV abgeschlossen, beherrsche Englisch und Französisch, habe vielseitige Berufserfahrung, möchte und kann arbeiten, bin zuverlässig und loyal. Von Bildungs- und Ausbildungsdefiziten kann also höchstens bedingt die Rede sein. Und dennoch, keine Chance. Die Qualität meines Bewerbungsdossiers sei absolute Spitze, das hat man mir mehrmals bestätigt.

Ein Arbeitgeber hat mir einmal erzählt, dass er alle Bewerber über 50 Jahre alt sofort aussortiert (er selbst war 57). An meinem Dossier ist er trotzdem irgendwie hängen geblieben und hat mich zum Interview eingeladen. Genützt hat es trotzdem nichts. Dieser Arbeitgeber war wenigstens ehrlich und hat mir nichts vorgemacht.

Solche Beispiele könnte ich Ihnen noch einige aufzählen.

Dass ich mich "zu wenig" weiter gebildet habe, mag sein. Aber wenn Sie 13 Jahre einen Job zu erledigen haben, dann schaut man eben, dass man diesen Job gut macht. Man bildet sich, damit man den Job machen kann. Wenn es dann eines Tages diesen Job nicht mehr gibt ist man der Betrogene. Vor allem wenn es sich um eine "soziale" Firma wie die Migros handelt.

Sie gehören offenbar zu den unbelehrbaren, welche immer noch glauben das Arbeitslose nicht arbeiten wollen oder einfach zu dumm sind. Das ist sehr verletzend.

Wahrscheinlich sind Sie einfach zu alt um das zu verstehen!

Mit freundlichen Grüssen

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Bin heute 43 Jahre alt und in leitender Position tätig. Wie lange noch? Wenn mir gekündigt wird, geht es mir wie Ihnen. Gute Qualifikation, aber zu alt. Davor habe ich heute Angst, denn ich habe eine Familie mit 3 Kindern zu ernähren. Diese Angst lähmt mich bereits jetzt in einigen Dingen, obwohl ja konkret keine Bedrohung vorhanden ist. Beginne ich aber darüber nachzudenken, kann ich nicht mehr schlafen...

Mai 18, 2006 1:46 PM  

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