Dienstag, November 22, 2005

Panne über Panne bei Budget-Handy

Die Migros hat unter Angabe von falschen Gründen 1800 Kunden das M-Budget-Handy gesperrt. Der Detailriese hat bei der Registrierung geschludert.
Von David Schaffner, Luzern
Billiger gehts nicht: Ohne irgendeine War­nung hat die Migros am Donnerstagabend rund 1800 Kunden das Handy von M-Bud­get Mobile gesperrt. Wer nach 18 Uhr eine SMS verschicken wollte, erhielt eine Mel­dung, dass die Textnachricht im Ausgang blockiert und gespeichert worden sei. Wer einen Anruf machen wollte, wurde auf ein Band umgeleitet, wo eine Frauen­stimme den angebliche Grund für die Sperrung nannte: «M-Budget Mobile ist verpflichtet, Prepaid-Anschlüsse ausser Betrieb zu nehmen, die drei Monate lang nicht genutzt werden. Deshalb wurde Ihr Anschluss gesperrt.»
Diese Angabe ist offensichtlich falsch: Die Handys von M-Budget sind noch gar nicht so lange im Verkauf. Die Migros stieg erst am vergangenen 13. September ins Mo­bilfunkgeschäft ein, also vor rund zwei Mo­naten. Der angebliche Grund für die Sper­rung ist denn auch nicht mehr als ein un­geschickter Vorwand, um eigene Fehler zu kaschieren. In Tat und Wahrheit haben die Angestellten der Migros bei der Registrie­rung der Kunden geschludert: «Das kann ich leider nicht ausschliessen», sagte ges­tern ein Sprecher der Migros auf Anfrage.
Das Problem besteht laut dem Sprecher darin, dass die Migros nicht bei sämtli­chen Kunden alle notwendigen Daten auf­genommen hat: «Bei einigen Personen fehlt ein Teil der Ausweisnummer.» Aber auch das ist erstaunlich: Mussten die Ver­kaufsangestellten doch bei jeder Regis­trierung eine Kopie der Identitätskarte oder des Passes beilegen. Dort hätten die Mitarbeiter der Migros später problemlos die entsprechende Nummer nachschauen können.
Migros will gar noch kassieren
Betroffen sind nicht nur jene 1800 Kun­den, die seit Donnerstagabend nicht mehr telefonieren können. Vor drei Wochen hat die Migros bereits 400o Kunden per SMS darauf aufmerksam gemacht, dass sie wei­tere Angaben von ihnen benötige. Alle diese Personen mussten wegen der Fehler der Migros, die zu den mangelnden Anga­ben führten, in einer Filiale antraben, um sich ein zweites Mal registrieren zu lassen.
Die 1800 Personen, denen die Migros nun das Handy gesperrt hat, erhielten diese Aufforderung wegen technischer Probleme anscheinend nicht. Sie konnten daher gar nicht reagieren. Der Detailriese versprach ihnen gestern, dass ihr Telefon subito wieder aufgeschaltet werde, sobald auch sie sich ein zweites Mal registrierten.
Dabei gab es offenbar ebenfalls Pro­bleme: Das Personal im Kundendienst wurde zwar über die Sperrungen infor­miert, es ist aber nach wie vor nicht dafür ausgebildet, eine korrekte Registrierung vorzunehmen. Einige Kunden haben sich also bereits zum zweiten Mal vergebens angemeldet. Den anderen Kunden konnte die Migros nach eigenen Angaben gestern das Handy wieder aufschalten. Mittler­weile wurde auch die Ansage auf der Hot­line korrigiert.
Trotz des eigenen Verschuldens zeigt sich die Migros nicht kulant gegenüber ih­ren Kunden. Im Gegenteil, sie bittet die Besitzer eines gesperrten Handys kräftig zur Kasse: Ein Anruf auf die Hotline kostet laut der Frauenstimme auf dem Band stolze 2.50 Franken pro Minute. Billig tele­fonieren mit M-Budget? Nicht, solange die Migros ihre Arbeit als Telefonanbieter nicht besser macht.