Donnerstag, Januar 05, 2006

Hoffnung schlägt in Hass um

Firmen setzen wieder vermehrt auf ältere Arbeitskräfte, TA vom 5. 1.

Richtig wütend macht mich der Artikel. Ich bin Schweizerin mit Erfahrung im Ver­kauf/Kasse und am Buffet, verfüge über gute Zeugnisse sowie die Bereitschaft, je­derzeit auch am Wochenende zu arbeiten. Seit letztem Oktober suche ich vergeblich einen Job. Mein einziger Fehler: Ich wurde 1948 geboren! Langsam beginne ich zu re­signieren.
CH. SCHWANDER, ZÜRICH

Schon am ersten Werktag im 2006 muss ich diesen Zweckoptimismus lesen! Alle Jahre wieder dasselbe Lied: Alles wird besser wegen einer Jahreszahlwechslung. Scheinbar wissen die Journalisten derzeit nichts Besseres zu schreiben: Sie wollen es ja gar nicht wissen, was an der Front tatsächlich abläuft. Oder wissen sie etwa alles besser und erleben es jeden Tag? Zum Beispiel, wie man seit über drei Jah­ren um Arbeit kämpft, mit 56 keinen Job mehr findet, trotz bester Schulbildung: Sie schüren mit dieser Art von Artikeln nicht nur Hoffnung, sondern verbreiten bereits wieder Hass. Weil sich heute eben gar niemand um die Leute ab 50 und schon gar nicht mehr ab 55 kümmert! Allen ist es doch egal, es geht weiter so und allen im­mer noch zu gut. Die Journalisten sollten besser einmal die betroffenen Arbeitslo­sen interviewen. Ich könnte ihnen dann mein Dossier und die Bewerbungsabsage­Briefe (sofern man überhaupt welche be­kommt!) zeigen. Man sollte gewisse Be­werbungsgespräche aufzeichnen, dann wäre selbst der Tagi erstaunt über den Ton und die Argumente der Absagen.
Oder: Der TA stellt mich als freien Be­richterstatter ein, und ich würde über ge­wisse Themen von der Arbeitnehmer­front schreiben. Das wäre nach besser.
HUGO DÖRIG, BIRMENSDORF

Offensichtlich benötigen immer noch viele Grossunternehmungen (z.B. Migros mit dem Pseudoprogramm 50+ - ein Skandal) einen Input bezüglich Kulturwandel, um klar und deutlich zu erkennen, dass viele Menschen über 50/60 Jahre effizient, verantwor­tungsbewusst, innovativ und teamorien­tiert (weiter) arbeiten würden. Teilzeit­lich, projektbezogen oder für spezifische Aufgaben: Dabei würden viele Firmen mit einem Mix: «jung+ erfahren» auch in Zu­kunft sehr gut fahren.
WIL VONIER, OBERRIEDEN