Donnerstag, März 09, 2006

beruhigende Aussage

«Schon in gut zehn Jahren wird es in der Schweiz an Arbeitskräften mangeln.» Dies ist eine äusserst beruhigende Aussage: Es werden also 160 000 «offizielle» Arbeitslose plus 150 000 Ausgesteuerte und Sozialhilfebezüger von wundersamen wirtschaftlichen Entwicklungen schmerzlos absorbiert. Sämtliche Verlagerungen von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer zur Gewinnmaximierung sind in diesen Prognosen selbstverständlich berücksichtigt worden. Wers glaubt, wird selig! «Grund für die Arbeitslosigkeit ist meist eine ungenügende Qualifikation.» Ist ja prima: 1988 habe ich als 55-jähriger Programmierer/Analytiker mit zehnjähriger Berufserfahrung 97 Bewerbungen verschicken müssen, weil mein Patron «baden» gegangen war. In 60 Fällen lautete die Begründung für die Ablehnung: zu alt, wir sind eine junge Industrie, bei uns liegt die Schmerzgrenze leicht über 30 Jahren.

Wenn man heute immer noch von Bankangestellten, Automechanikern oder Büroleitern hört, die das gleiche Lied vorgetragen bekommen wie ich damals, müsste man eigentlich von den Herren von Avenir Suisse verlangen, statistisch erhärtet, den Wahrheitsbeweis für ihre Behauptung anzutreten, «die Arbeitslosen müssten sich halt besser qualifizieren und sie hätten sofort wieder eine Stelle». Solche Statements sind leicht(fertig), wenn man wohl versorgt hinter einem Schreibtisch sitzt ...

JEAN-PIERRE MONTANDON, REUSSBÜHL