Mittwoch, Mai 25, 2005

Supermärkte ohne Kassierinnen

Revolution beim Einkaufen -
Hier macht der Computer alles
...aber wer wünscht uns noch einen schönen Tag

VON BEAT SCHMID - BLICK

BASEL. Die MIGROS zeigt erstmals ihren Laden der Zukunft. Alles ist computerisiert - Kassierinnen gibt es nicht mehr. Wenn sich dieses Konzept im ganzen Detailhandel durchsetzt, könnten 15 000 Kassierinnen bald überflüssig werden.
Noch ist es ein Versuchsladen. Zu sehen ist er diese Woche in Basel an der Computermesse Orbit IEX. Er misst bescheidene 10 auf 10 Meter. Die Zitronen und Bananen in den Regalen sind aus Plastik. Echt ist die Technik, die im Testladen steckt.
Personal braucht es wenig. An der Kasse geht es gar ohne. Statt einer Kassierin gibts einen Scanner in einer Art Tunnel. So wie bei der Gepäckkontrolle am Flughafen. Sobald die Tragtasche im Tunnel ist, registriert sie sämtliche Waren und Preise. Weil die Waren mit einer neuartigen Funketikette, einem sogenannten RFID-Tag, versehen sind.
Dann rechnet die Kasse den Betrag zusammen. Bezahlt wird mit Kreditkarte, Kundenkarte und dem Mobiltelefon. Bargeld nimmt die Kasse auch. Und das alles funktioniert ohne Kassierin. Nur: Wer wünscht uns Kunden dann noch einen schönen Tag?
Vorläufig ist der vollcomputerisierte Laden ein Versuch. Erste Anwendungen soll es aber schon in drei Jahren geben. Bis das neue Einkaufssystem grossflächig eingesetzt wird, dürften 10 bis 15 Jahre verstreichen.

Heute gebe es in der Schweiz rund 15 000 Kassierinnen, schätzt Robert Schwarzer von der Gewerkschaft Unia. Wie viele ihren Job verlieren werden, ist schwer zu sagen. MIGROSglaubt, dass es wenige sein werden. Statt einzukassieren, sollen sie sich um die Kunden kümmern. Dass aus Kassierinnen plötzlich Beraterinnen werden, findet Gewerkschafter Schwarzer «einen schlechten Witz».

MIGROS wird diese Leute gnadenlos auf die Strasse stellen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Egal ob Mann oder Frau, egal ob mit oder ohne familiäre Verpflichtungen. Mein Beispiel beweist das.

Er befürchtet, dass die neue Kasse zum Stellenabbau benutzt wird. «Wer solche Investitionen tätigt, will, dass etwas rausschaut.» Gleich sieht es der Wissenschafter: «Es ist wie bei der Einführung des Bancomaten», sagt Elgar Fleisch, Professor der Universität St. Gallen, der mit seinem Institut MLab und der Sofware-Firma SAP am Versuch beteiligt ist. «Das Personal an der Verkaufsfront schwindet.» Die MIGROS ist der einzige Schweizer Detailhändler, der mit der Hightechkasse experimentiert. Coop und Denner schauen aber genau hin.Weiter gediehen sind die Versuche beim deutschen Handelskonzern Metro, bei Tesco in England und beim US-Giganten Walmart. Die testen schon seit mehreren Jahren. Den Migros-Versuchsladen dagegen gibts seit einem Jahr. Jetzt wird er erstmals öffentlich vorgeführt.

Ich wünsche euch trotzdem noch einen guten Tag!