Migros hebt Pinkel-Verbot auf

Dank BLICK-Recherche
VON RÜDI STEINER UND BEAT KRAUSHAAR 08.06.2006
Zug – Ab heute dürfen die Gourmessa-Mitarbeiter der Migros Metalli in Zug über den Mittag wieder aufs Hüsli. Dank BLICK.

Chrampfen ja, pinkeln nein. Seit 15. Mai war das Alltag in der Gourmessa-Abteilung in der Migros im Zuger Einkaufszentrum Metalli. Die Abteilungsleiterin hatte in einer internen Weisung nämlich verfügt: «Ab sofort darf die Abteilung in der Zeit zwischen 11.30 und ca. 13.30/14.00 nicht verlassen werden (Toilette etc.)»Auch nicht zum Pinkeln. Die Massnahme sollte bei der Migros für volle Kassen sorgen, hoffte die stramme Chefin. Die Abteilung mache 29 Prozent des Umsatzes am Mittag, begründete sie die abstruse Massnahme. In den Augen von Gewerkschafter Robert Schwarzer ist ein Pinkelverbot «menschenverachtend und respektlos». Auch der St.Galler Arbeitsrechts-Professor Thomas Geiser ist erstaunt. «Wenn jemand auf die Toilette muss, können Sie ihm das sicher nicht verbieten», sagt er. Ein Pinkel-Verbot verstösst darum gegen geltendes Arbeitsrecht. Zu wehren getraute sich in Zug aber niemand – aus Angst um den Job. Rein medizinisch steht eine gesunde Blase 2,5 Stunden zwar durch, wie Isabel Reilly, leitende Ärztin für Urologie am Kantonsspital Schaffhausen, sagt. Doch auch sie meint: «Brünzeln ist eine Grundfunktion des Körpers, die jederzeit möglich sein sollte.» Das finden auch die Chefs der Genossenschaft Luzern, zu der die Migros im Metalli gehört. Sie wussten vom Pinkel-Verbot in der Gourmessa-Abteilung nämlich nichts. «Ich bin schockiert», erklärte Migros-Manager André Waltisberg gestern, als er von BLICK davon erfuhr. «Das ist überhaupt nicht Migros-like. Das wird schon morgen abgestellt», versprach er. Die Abteilungsleiterin habe damit klar ihre Kompetenzen überschritten.Waltisberg will nun sicherstellen, das so etwas nicht wieder vorkommt.
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ist halt doch Migros-like - immer wieder zeigt es sich, dass die Migros eine menschenverachtende Personalpolitik betreibt!