Hofberichterstattung in der «Sonntags-Zeitung»
Letzte Woche hat die Migros-Tochter Globus das
Modehaus Schild übernommen. Die Migros steigt damit auf zur Nummer eins im
Schweizer Markt für Mode der mittleren und gehobenen Preisklasse. Die«Sonntags-Zeitung»
nahm diesen Coup zum Anlass, um ein Interview mit dem Migros-Chef Herbert Bolliger
zu führen. Wer allerdings auf ein paar kritische Fragen gehofft hatte, sah sich
getäuscht. Im Interview ging es unter anderem darum, dass Bolliger seine
perfekt sitzenden Anzüge seit Jahren bei Globus kauft und Sport treiben muss,
wenn er weiterhin in die Standardgrösse rein passen will. Es ging um seine Vorliebe
für Porsches und Formell und darum, dass ihm der «Aktionsplan grüne Wirtschaft»
von Doris Leuthard auf die Nerven geht. Als man doch noch kurz auf die Übernahme
zusprechen kam, durfte Bolliger seinem Stolz auf diesen «Schildbürgerstreich»
Ausdruck verleihen, sich rühmen, zwei «Topmarken zum attraktiven Portal für den
Markteintritt in die Schweiz»gemacht zu haben.
Keine Frage dazu, wie sich
dieser Hang zum Gigantismus mit dem ursprünglichen Geist der Migros als
Genossenschaft, als sozial geprägtes Unternehmen für die kleine n Leute, unter
einen Hut bringen lässt. Oder dazu, wer den Deal bezahlt hat: Die Kunden der
Migros. "Und die Mitarbeiter. (Anmerkung Blogger)"
Bei der internen Blattkritik sei das Interview gutweggekommen, heißt es
bei der «Sonntags-Zeitung». Kein Wunder: In der gleichen Ausgabe schaltete die
Migros gleich sechs Seiten Werbung hintereinander. Kosten gemäss
Inseratentarif:106635 Franken.
Denise Bucher / saldo Nr. 18, 6. November 2013
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