Sonntag, Januar 28, 2007

Fälschungen in der Migros

Der Fall Migros

Seit Gottlieb Duttweiler kopiert die Migros Markenartikel. Der einstige Aufstand der Originalhersteller ist stillem Zorn gewichen.

«Ohä» hiess das 1931 lancierte Migros-Waschmittel. Das ist eine Kurzform für «Ohne Hänkel» und eine Anspielung auf den deutschen Persil-Hersteller Henkel. Damit startete Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler eine Tradition: Er lancierte billigere Eigenmarken, die sich stark am Original anlehnen.

Die Hersteller der angepeilten Markenartikel reagierten mit Boykott und Prozessen. Doch die Duttweiler-Strategie ist geblieben: Seit 70 Jahren heisst der koffeinfreie Kaffee «Hag» in der Migros «Zaun».

Heute sind die Migros-Kopien weniger witzig, dafür raffinierter. Die Mirador-Streuwürze gleicht optisch verdächtig dem Knorr-Aromat. Die dunkle Frey-Noir-Schokolade könnte die Schwester der Nestle-Frigor-Noir sein.

Die peinliche «Donnerstag»-Tasche
Für Wirbel sorgte vor einigen Jahren eine plumpe Episode, die heute sogar der Migros etwas peinlich ist: Die Kult-Umhängetasche «Freitag» aus alten Lastwagenplanen tauchte als Kopie auch in der Migros auf: unter dem Label «Donnerstag».

Dennoch geht der Grossverteiler locker mit dem Thema um. «Wir sind keine Fälscher», sagt Peter Bösch, Sortimentschef der Kolonialwaren. Denn letztlich sei jede neue Beutelsuppe eine Kopie der ersten Beutelsuppe.

«Wer aus eigener Kraft Eigenmarken aufbaut und entwickelt, muss sich irgendwo orientieren», sagt Bösch. Am einfachsten geht das am Original. «Das Grundübel» des Problems ortet er in den Migros-Gründerjahren, als die Markenartikler «nicht bereit waren, für die Migros eine Eigenmarke zu produzieren».

Der jüngste Disput dreht sich um den optischen Auftritt des Voncafe, einer Nachahmung des löslichen Nescafe. Nachdem Nestle ihr altes Verkaufsglas durch ein tailliertes ersetzt und eine rote Tasse auf die Etikette gedruckt hatte, zog die Migros vor einem halben Jahr nach: tailliertes Glas, rote Tasse. Nestle witterte eine illegale Kopie, die Migros versuchte das Gegenteil zu beweisen. Inzwischen suchen die Parteien gemeinsam nach einer Lösung. «Solche Probleme sind meist befriedigend lösbar», heisst es bei Nestle.

Die Harmonie ist kein Zufall. «Unsere Mitglieder sind zurückhaltend geworden», gesteht Jean-Bernard Bosset, Direktor des Markenartikel-Verbandes Promarca. «Viele sind inzwischen mit der Migros im Geschäft und wollen nicht aus dem Sortiment fliegen.»

Das gilt offenbar auch für Nestle. Der Nahrungsmittelmulti liefert der Migros nämlich seit rund zehn Jahren Exklusivmarken: Pizzateig, Tierfutter und Vittel-Mineralwasser.

Die Globalisierung schadet dem Mittelstand

BLICK VON WERNER VONTOBEL 28.01.2007

Inzwischen dämmert es sogar denen in Davos: Die Globalisierung schwächt den Mittelstand. Jetzt geht es darum, den sozialen Ausgleich herzustellen, bevor es endgültig zu spät ist.

Auf dem World Economic Forum in Davos trifft sich immer auch der Jet-Set der Ökonomen. Dieses Jahr war man sich weitgehend einig: «Die Mittelklasse ist eindeutig der Verlierer», meinte etwa Lawrence Summers, Finanzminister unter Clinton und Ex-Präsident der Harvard University. Und Laura Tyson, Dean der London School of Economics, fragte sich: «Natürlich ist die Globalisierung insgesamt etwas Gutes. Nur, was hilft das, wenn es immer schwieriger wird, dies den Amerikanern aus der Mittelklasse klar zu machen, deren Realeinkommen seit Jahren fallen?» Der chinesische Ökonom Zhu Min rechnete vor, dass das reichstes Hundertstel der Amerikaner heute 48 Prozent aller Einkommen für sich allein beansprucht. Und sogar Stephen Roach, der Chefökonom der Investment Bank Morgan Stanley, hielt fest, dass der Anteil der Löhne am Bruttosozialprodukt auf ein historisches Tief gesunken sei.

Was tun? «Wir werden nicht darum herum kommen, die Reichen wieder stärker zu besteuern», riet etwa Professor Robert Shiller von der Yale University. Und er mahnte zur Eile: «Wenn die Einkommen einmal sehr ungleich verteilt sind, ist es schwer, das wieder zu korrigieren.» Andere, wie der US-Ökonom Nouriel Roubini, wollen «die Verlierer der Globalisierung fit machen. Die Leute müssen die richtige Qualifizierung bekommen, um mithalten zu können.»

Doch obwohl die Top-Ökonomen offenbar klar sehen, dass die Globalisierung der Mehrheit der Menschen (zumindest in den Industriestaaten) vorwiegend Nachteile bringt, denken sie – als Sieger der Globalisierung – gar nicht daran, sie grundsätzlich in Frage zu stellen. Nicht die Globalisierung macht ihnen Angst, sondern die Vorstellung, dass die Leute diese bittere Pille nicht länger schlucken wollen.

Dahinter steckt der uralte Glaubenssatz, dass eine immer noch grössere Arbeitsteilung und Spezialisierung der einzig wichtige Wachstumsmotor sei. Dani Rodrik von der Harvard-University ist einer der wenigen Ökonomen, die versucht haben, diese kühne These zu testen. Sein Befund ist klar: Noch mehr Arbeitsteilung bringt, wenn überhaupt, nur wenig zusätzliches Wachstum. Ein Grund dafür steckt im Stau: Mehr Handel heisst mehr Transport, mehr Transport heisst mehr Verstopfung und mehr Kosten.

Die Globalisierung schafft zwar kaum Wachstum, aber sie bewirkt, dass die Arbeitgeber die Löhne drücken, und damit ihre Gewinne steigern können. Zudem hat der Standortwettbewerb zum Abbau der sozialstaatlichen Leistungen beigetragen. Dieser Zusammenhang ist inzwischen unter Ökonomen nicht mehr umstritten. Sie sind aber generell darauf getrimmt, Verteilungsfragen zu vernachlässigen. Für sie zählt nur das Wachstum des Sozialprodukts, egal wie es verteilt wird.

Deshalb verdrängen sie auch den nahe liegenden Verdacht, dass die abnehmende Kaufkraft der Mittelklasse die Nachfrage und damit das Wachstum dämpft. Es ist kaum ein Zufall, dass der «Globalisierungsindex» der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH folgenden Zusammenhang zeigt: Je schneller der Index steigt, desto langsamer wächst das BIP. Seit drei Jahren sinkt der Index wieder und die Wirtschaft läuft.

Doch wenn es stimmt, dass die Globalisierung kaum Wachstum bringt und die Arbeitnehmer schwächt, dann ist eine Reichensteuer, wie sie unter anderen Larry Summers und Robert Shiller in Davos gefordert haben, nur die zweitbeste Lösung. Besser wäre es, das Übel an der Wurzel zu packen und die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer gegenüber den globalen Unternehmen zu stärken. Dabei darf man auch über protektionistische Massnahmen nachdenken.

Montag, Januar 22, 2007

Liebe Migros

Gerade ein komprimiertes Bespiel aus einem Blogleserbrief lässt mich an meinem Verstand zweifeln. Schweizer Ehepaar trifft deutsches Ehepaar im Urlaub: Habt ihr schon den Aldi in der Schweiz ? Nein ! Gott sei Dank, so miese Qualität. Das Angebot verarme in den Regalen. Nur stellt sich spätestens an dieser Stelle für mich die Frage, wie kommen die beiden ALDI Brüder in die TOP-TEN der weltweit reichsten Männer bei all den Verlusten. Die sparen das alles beim Personal ein! Aha und wie war das bei der letzten Lohnrunde der Migros. Worüber hat da die Gewerkschaft Unia berichtet.
Erinnert ihr euch noch an den Ex-Migros Blog, der es beim letztjährigen Swissblog Award fast geschafft hätte.
Migros zählt auf Eigenmarken. Verdient also doppelt und hat bis vor etwa zwei Jahren auch den Mitbewerber ALDI fleissig beliefert. Wer plant schon längere Zeit elektronische Kassensysteme ohne Kassiererinnen ( Arbeitsplätze) ?

Liebe Migros

Jetzt kann ich es ja sagen, ich bin solange in der Migros geblieben, weil ich bisher nirgendwo sonst dermassen viele und nette Frauen kennen gelernt habe. Als aufmerksamer Kassierer und Wägelimann war es schliesslich geradewegs meine Pflicht, die lieben Mitkassiererinnen aufzumuntern. Ich hatte deshalb immer jede Menge zu tun.

Für mehr Gerechtigkeit in der Welt

Zum 50-jährigen Bestehen der von ihm gegründeten Emmaus-Bewegung verlangte Abbé Pierre 1999 mehr Gerechtigkeit in der Welt.

Jeder Mensch müsse «in seinem Viertel, seinem Betrieb, seiner Schule oder seiner Partei einen Beitrag für eine gerechtere und brüderlichere Welt leisten».

Sonntag, Januar 21, 2007

An alle Leser dieses Blogs

An alle, die mich hier unterstützt, kritisiert, getröstet und beleidigt haben. Auch an diejenigen, die sich in gleicher oder ähnlicher Situation befinden (gebt niemals auf, gönnt euch Pausen und kämpft dann weiter).

Seit anfangs November habe ich wieder einen Job (ich konnte sogar noch auswählen). Das kämpfen hat sich also gelohnt. Nach ziemlich genau 500 Bewerbungen, nach 3 Jahren suchen, nach etlichen Erniedrigungen und Tiefschlägen.

Mich, den Staat und die Migros hat die ganze Uebung einen riesigen Betrag gekostet. Habe ich doch meine ganzen Bezugstage aufgebraucht, entgangene Steuereinnahmen für den Staat, ich war mehr als 6 Monate ausgesteuert, während der Kündigungszeit 3 Monate krank, die Migros war trotz allem grosszügig und hat mir 3 Monatslöhne zusätzlich bezahlt und ein Outplacement.

Volks- und betriebswirtschaftlich ein totaler Unsinn.

Zwar verdiene ich jetzt nur 75% meines vorherigen Lohns mit 120% Einsatz, dafür habe ich jetzt daneben noch ein kleines Einkommen als Selbstständiger (nochmals 30% Zusatzeinsatz).

Mit jammern hat das übrigens nichts zu tun. Es sind einfach die Fakten.

Trotzdem, ich bleibe dabei. Was die Migros mit mir gemacht hat, ist eine Schweinerei und völlig daneben. Vor allem wenn man bedenkt, welch sozialen Anstrich sich die Migros selbst gibt. Es gibt Firmen, die sich Effizienz und Markt auf die Fahne geschrieben haben und trotzdem den Anstand nicht verloren haben.

Migros wächst langsamer als Coop

Der Umsatz der gesamten Migros-Gruppe, inklusive Hotelplan, Limmatdruck Industriebetriebe und anderen Bereichen stieg um 1,2 Prozent auf 20,64 Milliarden Franken. Wegen Preisabschlägen ging im Detailhandel ein Prozent Umsatz verloren, die Ausweitung der M-Budget-Linie nicht eingerechnet.

Die Coop-Gruppe meldete am 5. Januar einen um 4,6 Prozent gesteigerten Jahresumsatz von 14,7 Milliarden Franken. Dies trotz Preisabschlägen von 1,8 Prozent. Im Detailhandel wuchs der Coop-Umsatz ebenfalls schneller, und zwar um 3,3 Prozent auf 9,8 Milliarden Franken.

Das Konzernergebnis werde aber wiederum gut sein. Deshalb erhalten die über 80’000 Mitarbeitenden der Migros-Gruppe eine ausserordentliche Prämie von 500 Franken.

Trotz diesem miserablen Abschneiden klopft man sich in der Migros immer noch gegenseitig auf die Schultern.

Migros erfindet Zahlen und Fakten

Migros hat auf ein Interview von Andreas Rieger, designierter Co-Präsident der Gewerkschaft Unia, in der Sonntagszeitung mit unwahren Behauptungen reagiert:

Migros behauptet nämlich, nur etwas 150 Migros-Mitarbeitende seinen bei der Gewerkschaft Unia organisiert.
Diese Angabe ist falsch. Allein 2006 sind schon über 150 neue Migros-Mitarbeitende Unia-Mitglieder geworden. Die Gesamtzahl der Migros-Mitarbeitenden, die bei Unia organisiert sind, beträgt rund 2000 und nimmt laufend zu. Unia vertritt somit mit Abstand die grösste Zahl von Arbeitnehmenden von Migros, die gewerkschaftlich organisiert sind. Unia gibt aber aus gutem Grund gegenüber den Arbeitgebern keine detaillierten Angaben zu den Mitgliederzahlen pro Firma bekannt. Dass die Migros ihrerseits falsche Mitgliederzahlen von Gewerkschaften publiziert, ist eine plumpe Provokation und ein Zeichen dafür, dass die Unternehmung nicht mit fundierter Kritik umgehen kann.

Ihre Kritik gegenüber Migros hat die Gewerkschaft Unia immer detailliert, sauber und nachvollziehbar begründet. Siehe dazu die entsprechenden Texte auf der Unia-Homepage … Diese Informationspolitik wird Unia im Bezug auf die Migros konsequent weiterverfolgen.

Für Rückfragen: Nico Lutz, Mediensprecher Unia